Gesundheitsförderung Schweiz

Bedarfsabklärungen und -nachweise

Wann wird von einem Bedarf gesprochen?

Von einem Bedarf wird in Public Health gesprochen, wenn Forschungsergebnisse wiederholt zeigen, dass bestimmte Krankheiten oder gesundheitsbeeinträchtigende Faktoren gehäuft auftreten und Korrekturen als notwendig erachtet werden. Es ist die wissenschaftliche Beurteilung und Bewertung eines Sachverhalts aus der Sicht von Expert/-innen, ein fachlich begründeter, in der Regel wissenschaftlich festgestellter Mangel bei bestimmten Bevölkerungsgruppen (Aussenperspektive). Im Unterschied dazu ist mit Bedürfnis ein von Individuen/Personen subjektiv empfundener Mangel gemeint (Innenperspektive).

Ein Bedarf kann sich auf die internationale, nationale, regionale oder lokale Ebene beziehen.

Wie wird ein Bedarf ermittelt?

Internationale Organisationen wie die WHO oder nationale Institute erheben und sammeln regelmässig Daten aus verschiedenen Quellen. Diese werden aufbereitet und interpretiert, woraus anschliessend Prioritäten gesetzt sowie allfälliger Handlungsbedarf abgeleitet und begründet wird. Auf der Basis solcher Daten werden Leitlinien und Programme für die Umsetzung entwickelt.

Für eine Projektbegründung kann unter anderem auf folgende Daten zurückgegriffen werden:

  • Grundlagenberichte (State-of-the-Art-Berichte) wichtiger Organisationen
  • Nationale oder regionale Gesundheits- und Sozialberichte
  • Monitoringdaten zu allgemeinen und spezifischen Gesundheitsthemen
  • Forschungsergebnisse via Datenbanken
  • Diverse Statistiken

Bedarfsnachweis als Projektbegründung

Für die Projektbegründung ist die Beantwortung der folgenden zwei Fragen zentral:

  • Gibt es einen Bedarf und wenn ja, worauf basiert er?
  • Welche Gruppen sind speziell betroffen?

Wird das Projekt im Rahmen eines Programms durchgeführt, stehen meist genügend Grundlagen für die Begründung des Bedarfs zur Verfügung. Die Aufgabe für das Projekt besteht dann in der Beschreibung seines spezifischen Beitrages zu den übergeordneten Programmzielen.

Ist ein Projekt nicht in einem Programm eingebettet, dann sind in der Regel entsprechend mehr Fakten zusammenzutragen, um die Interventionen klar begründen zu können. Für die Zielgruppe oder das Setting ist zu begründen, warum gerade diese Gruppe angesprochen werden soll.

Beispiel

Die Statistik eines Unternehmens weist eine hohe Ziffer von Krankheitsabwesenheiten und eine zunehmende Anzahl von Burn outs auf. Die Unternehmensleitung bewertet diese Zahlen als gravierend und definiert einen Handlungsbedarf. Wird ihrer Meinung nach nichts unternommen, sehen sie die Gefahr einer Schädigung ihres Rufs und eine Einbuße der Produktivität. Die Leitung entscheidet sich deshalb für ein externes Beraterteam, das ein Gesundheitsmanagement im Betrieb entwickeln soll mit dem Ziel, die Krankheitsabwesenheiten und die Zahl der Burn outs zu senken.

Sie finden Ihre Idee des Projektes überzeugend und plausibel genug und wollen sich die Arbeit für eine aufwändige Recherche sparen.

  • Sie können das Projekt begründen und legitimieren. Die gewonnen Kenntnisse hilft Ihnen zudem bei der Entwicklung der Vorgehensweise und der Methodenwahl bei der Umsetzung.
  • Sie erhöhen die Akzeptanz und verbessern damit die Rahmenbedingungen für Ihr Projekt (vgl. Gesellschaftlicher Rahmen).
  • Prüfen Sie anhand der 'Checkliste Assessment', ob Sie die für einen Bedarfsnachweis wichtigen Punkte berücksichtigt haben.
  • Konsultieren Sie die neusten Daten der nationalen oder regionalen Gesundheitsberichte. Sie liefern wichtige Hinweise.
  • Ist in den wichtigsten Datenquellen für einen Bedarfsnachweis recherchiert worden?
  • Sind auch Fachpersonen, die den Sachverhalt gut kennen, kontaktiert worden um Hinweise auf wichtige Datenquellen zu liefern?
  • Ist der Bedarf gut vom Bedürfnis getrennt und der Unterschied im Projekt transparent dargestellt?
Letzte Änderung: Dienstag, 31. August 2010, 22:39 Uhr